Impulsinterview | Dr. Beatrice Gruber

Gruber_BANNER-min.jpg

Praxisübergabe nach Maß - erfreuliche Zwischenbilanz

Seit Anfang des Jahres findet die Praxisübergabe zwischen der Praxisgemeinschaft Dr. Gungl und Dr. Beatrice Gruber statt. Das neue Team wächst zusammen und am Kirchpark entsteht eine neue, 200 m2 große Ordination für Allgemeinmedizin. Zeit für ein näheres Kennenlernen – wir trafen die drei auf ein Terrassengespräch mit zukunftsweisendem Blick auf die neue Praxis.

 
Christiana Gungl: Liebe Frau Dr. Gruber, liebe Beatrice, du wirst in wenigen Monaten unsere Praxis übernehmen und den Schritt in die eigene Selbständigkeit setzen. Was war eigentlich dein Beweggrund, das Medizinstudium zu wählen?
Vor vielen Jahren - noch als Schülerin - durfte ich Teil eines Teams sein, das einem damals 12-Jährigen einen zweiten Geburtstag schenkte - er hatte beim Fußballspielen einen Herzkreislaufstillstand erlitten und wir konnten ihn erfolgreich wiederbeleben. Damals war ich nur wenige Jahre älter als er und diese bedingungslose Hand-in-Hand Arbeit eines bunt zusammen gewürfelten Teams, von dem sich einige nicht mit Namen kannten und dennoch gemeinsam um einen völlig fremden Jungen kämpften, hat mich schwer beeindruckt. Es war sicherlich ein ausschlaggebender Tag für meinen weiteren beruflichen Werdegang, denn auch nach über 13 Jahren denke immer wieder an diesen besonderen Tag zurück. Wäre dieser Tag anders verlaufen, wäre ich vermutlich nicht Ärztin geworden.
Peter Gungl:  Innerhalb der Medizin gibt es eine Menge interessanter und spezialisierter Fächer, sodass gerade die allgemeinen Fächer in den Hintergrund treten und für junge ÄrztInnen an Attraktivität verlieren. Warum Allgemeinmedizinerin?
kv_gungl_gruber_uebergabe_2021-45.jpg

“Im Laufe des inzwischen sehr praxisorientierten Studiums und im Zuge der dreijährigen Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin, konnte ich Einblick in viele Fächer der Medizin gewinnen und habe bemerkt, dass letztlich alles beim Hausarzt zusammenläuft.”

— Dr. Beatrice Gruber

Mich fasziniert die abwechslungsreiche Tätigkeit der Familienmedizin - vom Säugling bis zum Greis ist jeder dabei. Altbekannte präventivmedizinische Maßnahmen wie z.B. Impfen, Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen und Vorsorgeuntersuchungen wechseln mit neuen Disease Management Programmen. Akute Problemstellungen (Brustschmerz, Platzwunden etc.) wechseln mit chronischen Erkrankungen die über Jahre hinweg Begleitung, Unterstützung, Therapie erfordern. Nicht zuletzt erlebt man Menschen nicht ausschließlich in Krankheit und Ausnahmesituationen, man lernt sie über viele Jahre auch mit ihren Stärken und Ressourcen kennen. 
 
 
Peter: Die neuen Räumlichkeiten am Kirchpark sind sehr großzügig angelegt und ermöglichen eine deutliche Erweiterung der Tätigkeit. Möchtest du bestimmte Schwerpunkte in deiner Arbeit setzen, hast du „medizinische Hobbies“?
Die Räumlichkeiten wurden dankenswerterweise nach meinen Wünschen umgesetzt, wobei eines meiner medizinischen Hobbies schon ein bisschen mit eingeplant wurde - nämlich die Aus- und Weiterbildung. Diese Arbeit hat meine bisherige Laufbahn geprägt - zunächst habe ich als Lehrbeauftragte für Erste Hilfe unterrichtet, dann angehende Sanitäter und Notfallsanitäter, zuletzt auch angehende Notärzte ausgebildet und Notfallschulungen für Ordinationsteams abgehalten. Im Zuge von beispielsweise Wiederbelebungsschulungen sieht man innerhalb weniger Einheiten gute Erfolge in den Handgriffen und der Zusammenarbeit der Teilnehmer. Das möchte ich weiterführen - ich habe einige Ideen für Laienschulungsangebote, angelehnt an Diabetes- und Blutdruckschulungen, die ich gemeinsam mit meinem Team umsetzen möchte.
kv_gungl_gruber_uebergabe_2021-13.jpg

“Ein weiteres medizinisches Hobby, sicherlich geprägt durch die Geschichte meiner ersten Wiederbelebung, ist die Notfallmedizin – nirgendwo in der Medizin kann man in so kurzer Zeit so viel Gutes tun.”

— Dr. Beatrice gruber

Christiana: Medizin ist spannend, herausfordernd und führt manchmal an die eigenen Grenzen. Was ist dein Ausgleich im Leben? Wobei kannst du dich entspannen?
Bei Bewegung in der Natur. Es gibt kaum etwas Schöneres als die Entspannung auf einem Gipfel nach einer Klettertour. Oder bei einem Buch.
Peter: Wir lesen beide sehr gerne. Was liegt derzeit auf deinem Nachttisch?
Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten von Jonas Jonasson. Leichte Kost sozusagen. 
Christiana: Wo würdest du dich gerne in 10 Jahren sehen?
Mit meinem Team an so einem sonnigen Freitagnachmittag wie heute nach der Arbeit bei einem Kaffee auf der Ordidachterrasse, ins Raabtal blickend – müde nach einer Arbeitswoche, aber mit dem Gefühl, etwas Gutes bewirkt zu haben.
Christiana & Peter: Das wünschen wir dir von ganzem Herzen!
Und ich wünsche euch viele gesunde gemeinsame Jahre mit Gartenbau und Reisen, Philosophen und Bildern. Bleibt mir gewogen!