Interview | Wiet tri: Die Kirchberger Ironmen

An Vitalität mangelt es den rund 20 Mitgliedern des Kirchberger Triathlonvereins Wiet tri nicht: sie laufen, schwimmen & radeln auf hohem Niveau, einige von ihnen sogar bis zum Ironman Austria in Klagenfurt. Für das diesjährige Vitalradeln müssen wir Freizeit-Fahrer zwar nicht ganz so hart trainieren wie die eisernen Männer für den Ironman - was die beiden Events jedoch verbindet, ist der Grundgedanke des gemeinsamen Aktiv-Seins.

Wir haben den 2-maligen Ironman Matthias Wesselowitsch besucht, um mit ihm über Fitness, Training, Motivation, den “inneren Schweinehund” und vieles mehr zu sprechen. Anschließend durften wir auch noch bei einer Trainings-Session der Wiet tri-Truppe vorbeischauen & ihnen mit der Kamera hinterherlaufen .

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Die Windisch Elektro Technik GmbH (kurz WIET) ist ja nicht nur der Namensgeber für euren Verein Wiet tri - die Firma stellt auch Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung und beschäftigt viele der Vereinsmitglieder. Wie kam es zur Gründung des Vereins?
Entstanden ist das Ganze eigentlich im Zuge von Laufveranstaltungen, die wir von der Firma aus besucht haben - bei der ersten Veranstaltung nannten wir uns “Wiet run”. Es kamen ständig Leute dazu und irgendwann sind wir dann zum Triathlon übergegangen. Zu dem Zeitpunkt war es naheliegend, den Namen beizubehalten, da sehr viele der Beteiligten in der Firma tätig waren - anfangs eigentlich alle. Letztendlich haben wir dann entschieden, einen Verein anzumelden - für die Mitarbeiter ist es ein Ansporn und die Firma freut sich auch darüber.
Wie integriert man so einen herausfordernden Sport in den beruflichen & privaten Alltag? Der Trainings-Anspruch ist bestimmt hoch ...
Ja, es ist ein erhöhter Trainingsaufwand - dieser ist aber auch von den Distanzen abhängig: Sprintdistanzen sind recht kurz, da muss man schnell sein, jedoch nicht so viel trainieren. Wenn ich eine Langdistanz wie den Ironman absolviere, dann brauche ich eine gewisse Grundlage - auf so einen Bewerb sollte man sich schon etwa ein Jahr lang vorbereiten.
Trainiert ihr alle zusammen? Wenn ja, wo?
Wir trainieren sehr viel gemeinsam. Laufen & Radfahren können wir hier in der Umgebung, Schwimmen gehen wir in Feldbach. Die letzten beiden Jahre waren wir auch auf Trainingslager auf Mallorca, jeweils für eine Woche, um gemeinsam zu trainieren.
Haben neben diesem Sport auch noch andere Hobbys Platz?
Im Winter gibt es viele Alternativsportarten - Schitouren oder Langlaufen sind z.B. gute Alternativen bzw. ein gutes Training. Zwischen Herbst und Frühling nehmen wir kaum an Bewerben Teil, im April/Mai geht es dann wieder los.
Wie viel Zeit investiert ihr durchschnittlich ins Training?
Für Hauptbewerbe haben wir individuelle Trainingspläne, die wir mit professionellen Trainern erarbeiten. Es ist unterschiedlich - wenn man sich auf eine Langdistanz wie den Ironman vorbereitet, dann trainiert man über’s Jahr verteilt im Schnitt 10-12 Stunden die Woche. Im Frühling wird es dann intensiver, mit 15-17 Stunden die Woche.
— Matthias Wesselowitsch
Welche Rolle spielt das Thema Ernährung für euch?
Mein Trainer hat einmal zu mir gesagt: "Iss & trink, was du willst, du trainierst ja genug". Man schaut schon ein wenig drauf, dass man nicht unbedingt vor einem Training Kohlenhydrate zu sich nimmt, zb. vor einem Ausdauertraining. Wenn man Grundlagentraining macht, also wenn man mit Körperfett arbeiten soll, dann sollte man vorher keine Kohlenhydrate essen, sonst verbrennt man nur die Kohlenhydrate und kein Körperfett. Die Ernährung wird demnach eher auf das Training abgestimmt. Natürlich passt man ein wenig auf, dass man sich nicht wahllos alles in den Mund stopft, aber das ist ja eine Grundsatzfrage - entweder ist einem das wichtig, oder nicht.
Die Balance ist wichtig, oder? Man sollte sich ja sowieso nichts strikt verbieten.
Überhaupt nicht! Es ist ja auch nicht so, dass jetzt keiner mehr ein Bier trinken darf ;)
Leute, die abnehmen wollen, quälen sich oft sehr mit dem Verzicht auf “alles was gut schmeckt” - dabei ließe sich die eine oder andere “Sünde” sicher mit einem guten Training ausgleichen ...
Genau, man verbrennt es einfach. Aber wenn man sich nur von Süßigkeiten & Pizza ernährt, hilft das beste Training nichts...
Der erstmalige Einstieg in ein regelmäßiges Training fällt bekanntlich vielen Menschen ziemlich schwer, sie müssen sich immer wieder aufs Neue überwinden und den berüchtigten “Inneren Schweinehund” bekämpfen - wie wirkt man dem entgegen?
Indem man einfach langsam startet und sich ein Ziel setzt. Man braucht ein Ziel, sonst geht gar nix, sonst ist alles andere wichtiger. Aber wenn man ein Ziel hat und langsam anfängt zu trainieren, geht es irgendwann vom ‘MÜSSEN’ in ein ‘WOLLEN’ über - in Spaß - und dann rennt es von alleine.
— Matthias Wesselowitsch
… und das ist ja nicht nur für den Körper gut, sondern bestimmt auch für die Seele - ist man durch regelmäßiges Training deiner Meinung nach weniger anfällig für psychische Probleme wie Burnout?
Ganz sicher, auf jeden Fall. Alleine durch das viele Training kommt man weg von der Arbeit, weg vom Alltag, man ist beim Laufen & Radfahren oft mit sich alleine, hat Zeit für sich. Man wird einfach entspannter.
In gewisser Weise ist das Trainieren schon auch Stress - wenn du deinen Plan hast, dann musst du auch sagen: “Das ist heute mein Programm” und dann ziehst du das durch. Aber es ist anders, eine andere Art von Stress. Aber das ist wie bei allen Dingen - Organisation ist alles :)
Wirkt sich die Häufigkeit des Trainings bzw. die konstante körperliche Betätigung spürbar auf das allgemeine Wohlbefinden aus?
Mir geht’s so, ja. Man merkt es gerade in den Wintermonaten, in denen man weniger trainiert und es schwieriger ist mit den Trainingszeiten, weil man nicht immer rausgehen kann, um zu Laufen usw.; aber sobald dann die Sonne rauskommt und man wieder Laufen gehen kann, ins Freie kommt, dann ist das schon ein Aufschwung.
Man weiß ja in der Theorie, dass Bewegungsmangel eine Vielzahl von Problemen verursachen kann - dennoch schaffen es viele Menschen nicht, regelmäßige sportliche Aktivitäten in ihren Alltag zu integrieren bzw. konsequent dabeizubleiben ...
Da ist es gerade mit einer Gruppe oder mit einem Verein gut - das ist das Um und Auf, es fällt einem so viel leichter. Wir haben z.B. eine WhatsApp Gruppe und wenn einer schreibt: ‘hat morgen jemand 1, 2 Stunden Zeit zum Laufen?’ - findet sich immer jemand, der sagt: ‘ich geh mit’.
— Matthias Wesselowitsch
Das passt gut zu unserem aktuellen Thema “Vitalradeln” - dem Event liegt ja auch der Gedanke zugrunde, als Gruppe aktiv zu sein, gemeinsam etwas Gutes für Körper & Seele zu tun. Gerade für Bewegungsmuffel ist es vermutlich sinnvoll, sportliche Aktivitäten mit dem sozialen Erlebnis zu verbinden, oder?
Auf jeden Fall. Und das muss auch kein Bewerb sein. Es muss nur irgendjemand in die Hand nehmen, sowas zu organisieren.
Ihr seid ja oft mit der ganzen Familie unterwegs und eure Angehörigen sind voll mit dabei - bei den Irongirl & Ironkids Bewerben …
Das versuchen wir ganz stark zu fördern bei unseren Bewerben - dass wir unsere Frauen und Kinder mit einbinden, das schafft uns dann auch ein wenig mehr Zeit. Als wir letztes Jahr beim Ironman in Klagenfurt gestartet sind, waren wir mit ca. 10 Wohnwägen unterwegs und haben uns einen gemeinsamen Bereich am Campingplatz eingerichtet, mit Grillen usw. - die Kinder verstehen sich gut untereinander, das ist wirklich super.
Diese Bewerbe für Frauen & Männer sind aber immer getrennt, oder?
Das ist unterschiedlich - beim Frühlingslauf in Leitersdorf vor 2 Wochen starteten die Damen & Herren z.B. gemeinsam, da wird nur getrennt gewertet.
Wie ist eigentlich die Aufteilung zwischen Männern & Frauen beim Triathlon bzw. bei den Ironman Bewerben? Und wie schaut es mit dem durchschnittlichen Alter aus?
Es sind nur etwa 10% Frauen, sehr viel mehr Männer. Was das Alter betrifft, das hat wieder mit den Distanzen zu tun: Kurzdistanzen absolvieren eher jüngere Teilnehmer, da zählt Spitzigkeit und ein hoher Puls und es wird auch nicht so viel Grundlagentraining vorausgesetzt. Bei den Ironman-Bewerben liegt das Durchschnittsalter hingegen bei etwa 42 Jahren - das war zumindest der Schnitt beim Ironman in Klagenfurt. Der älteste Teilnehmer war 83 oder so.
Es sind sehr viele Teilnehmer ab 40 dabei, da diese Art von Bewerb ein zeitintensives Grundlagentraining voraussetzt. Da hat man in der Regel schon ein paar Jahre lang etwas in der Richtung gemacht, wenn man teilnimmt. Es ist auch eine Zeit-Frage - jemand in dem Alter sagt eher: “Das ist mein Hobby, da investiere ich 10-15 Stunde die Woche, das ist es mir wert” als ein 20-Jähriger mit kleinen Kindern, Familie, mitten im Hausbau … Das wäre schwierig.
Der Ironman Austria in Klagenfurt ist mit rund 3000 Athleten aus über 60 Nationen und einer riesigen & begeisterten Zuschauermenge sicher ein ganz besonderes Erlebnis. Einige Mitglieder von Wiet tri waren letztes Jahr bereits zum zweiten Mal dabei - wie ist es euch ergangen?
Wir sind 2016 das erste Mal mit dem Verein gestartet und 2017 hatten wir 10 Teilnehmer, die alle bestanden haben - das ist das Um und Auf.
— Matthias Wesselowitsch
Ansonsten haben alle unterschiedliche Ziele - einer setzt sich zb. als Ziel "ich möchte durchkommen, und das unter 12 Stunden" und der andere sagt "ich möchte es unter 10 Stunden schaffen". So hat jeder sein Ziel und das hat auch jeder für sich erreicht bzw. noch übertroffen.
Es gibt ja unzählige Ironman-Veranstaltungen weltweit, aber gerade der Ironman Klagenfurt ist schon ein Highlight - man hört immer wieder, dass Klagenfurt einer der besten Veranstaltungsorte der Welt ist. Das liegt einerseits an der Menge der Zuschauer, andererseits an der schönen Streckenführung und dem See. Und gerade für uns ist Klagenfurt ein Erlebnis, da unsere Familien und Freunde als Zuschauer dabei sein können. Wir hatten auch einen Betriebsausflug zu dieser Zeit - alleine von unserer Firma waren ca. 50 Leute dabei, die am Streckenrand standen, das hilft einem schon sehr im Bewerb.
Der Sport führt euch aber auch zu Zielen außerhalb Österreichs, oder?
Ja, wir sind zb. in Kroatien und Italien gestartet, also auch international.
Und wie schaut’s mit Hawaii aus?
In Hawaii findet ja die Weltmeisterschaft statt, dafür muss man sich natürlich qualifizieren. Vor 2 Jahren, also 2016, hat der Philipp Pußwald den Staatsmeister-Titel in seiner Altersklasse in Klagenfurt erreicht und nur um einen Platz das Hawaii-Ticket verpasst… Hawaii ist schon ein wenig das “Ziel” für uns - nicht für alle, aber für viele. Aber es ist eben die Weltmeisterschaft - und an der Weltmeisterschaft teilzunehmen ist in dem Fall genauso schwer, wie beim Fußball oder beim Tennis.
Wenn man Bilder von Ironman Bewerben sieht, kann man sich - selbst als Nicht-Sportler - vorstellen, dass einen das mitreisst ...
Ja, man wird schon ein bisschen süchtig danach ;)
 

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