Vortragsabend mit Philipp & Therese vom GZM Fraiss

Am 15. Jänner 2024 luden die Physiotherapeuten Philipp Fuchs und Therese Fröhlich vom Gesundheitszentrum Fraiss in den grossen Gemeindesaal, um über die Themen Schmerz und Beckenboden zu informieren.

Unter den Mottos “Do tut’s weh, wos is des?” und “Tabuthema Beckenboden - alles andere als unsexy” wurde ein breites Spektrum an Symptomen, Beschwerden und Einflüssen auf unser allgemeines Wohlbefinden besprochen.
Mit einem zugänglichen und persönlichen Vortrags-Stil brachten Philipp und Therese komplexe Sachverhalte gekonnt auf den Punkt und informierten mit einer kurzweiligen Mischung aus harten Fakten und realistischen Beispielen. Vor allem Themen, über die Betroffene oftmals nicht - oder nur unter Vorbehalt - sprechen, wurden den Anwesenden offen und humorvoll näher gebracht.

Über die Schmerzentstehung

Schmerz ist nicht unser Feind, sondern vielmehr unser Alarmsystem - es beschützt und warnt uns und wird von unserer obersten Steuerzentrale aus gesteuert: dem Gehirn. Das bedeutet jedoch auch, dass nicht nur rein biologische Aspekte Einfluss auf unser Schmerzempfinden haben - auch Faktoren wie Stress, Belastungen, Sorgen, Erinnerungen und vieles mehr wirken sich darauf aus, wie wir Schmerzen wahrnehmen.
Philipp Fuchs eröffnete seinen Vortrag mit zwei lebensnahen Geschichten, um die Relevanz der 3 Hauptfaktoren für die Schmerzentstehung zu veranschaulichen: Biologie, Psychologie und Soziales.

Schmerz bedeutet nicht, dass gleich ein Gewebeschaden vorliegen muss - denn unser Schmerzempfinden wird stark von Faktoren wie psychologischen Belastungen und sozialen Umständen beeinflusst.

“Verletzung = Aua”? Ganz so einfach ist es also nicht. Unzählige psychologische und soziale Aspekte nehmen Einfluss auf unsere Empfindungen - was gerade in unserem Leben passiert, was in der Vergangenheit passiert ist, wie es uns geht, wie unsere Lebenssituation aussieht und vieles mehr. Dementsprechend umfassend sollten auch die Behandlungsansätze sein - sowohl aus Sicht der Betroffenen, als auch aus Sicht der Expert:innen.

Rücken- und Kreuzschmerzen

Statistiken besagen, dass Rücken- und Kreuzschmerzen die absoluten Spitzenreiter unter den chronischen Krankheiten in Österreich sind. So hat Philipp auch diesen Bereich der Schmerz-Thematik näher beleuchtet und das Allgemeinwissen der Anwesenden mit einer kleinen Theorie-Einheit zum Aufbau der Wirbelsäule aufgefrischt. Fun Fact: das menschliche Wunderwerk verfügt über 24 Wirbel, 23 Bandscheiben, 8-10 verwachsene Wirbel (= Kreuz bzw. Steißbein), Rückenmark/Spinalkanal, 31 Spinalnerven (Rückenmarksnerven) und 12 Hirnnerven.

Mythen zum Thema Bandscheiben

Nicht nur für Physiotherapeut:innen sind die lieben Bandscheiben ein allgegenwärtiges Thema - deshalb sieht man sich auch im Alltag mit so manchem Mythos konfrontiert. Doch was ist wirklich dran an den “Weisheiten”, die man so hört?

  • Mythos 1: “Bandscheiben bzw. Wirbel verrutschen.”
    Falsch! Das passiert tatsächlich nur in Ausnahmefällen.

  • Mythos 2: “Bandscheiben haben Flüssigkeit in ihrem Inneren.”
    Falsch! Bandscheiben gleichen eher einem Autoreifen, der mit Kaugummi gefüllt ist.

  • Mythos 3: “Beugen ist schädlich.”
    Falsch! Auch wenn wir es im Alltag immer wieder hören, Beugen ist nicht schädlich.

  • Mythos 4: “Bandscheiben-Schäden sind bleibend.”
    Falsch! Bandscheiben heilen.

Kleine Geschichten zum Thema Schmerzempfinden

Hast du weitere Fragen zum Thema oder brauchst du Unterstützung?

Dann wende dich direkt an Philipp Fuchs oder an das Gesundheitszentrum Fraiss!
philipp.fuchs@gzm.at office@gzm.at +43 3115 40 100 www.gzm.at

 

Tabuthema Beckenboden

Viele von uns haben nur eine wage Vorstellung davon, welch elementare Rolle der Beckenboden in unserem Leben spielt - doch mit ihrem charmanten und ungezwungenen Vortrag hat Therese Fröhlich das Thema aus allen Ecken beleuchtet. Mit anschaulichen Beispielen und verständlichen Erklärungen vermittelte Therese, welche Aufgaben der Beckenboden hat und wie er unseren Alltag und unser Wohlbefinden beeinflussen kann.

Die Aufgaben des Beckenbodens

Unser Beckenboden muss richtig harte Arbeit leisten, denn er ist für eine ganze Liste an Dingen verantwortlich:

  • Für den Halt der Organe

  • Für die Kontinenz

  • Für die Kraftübertragung

  • Für die Stabilität und Haltung des Rumpfes

  • Für die Anpassung während dem Sex und während der Geburt

  • Für die Errektionsfähigkeit und Orgasmusfähigkeit

Wenn man sich diese Aufgaben anschaut wird schnell klar, welche Folgen ein schwacher Beckenboden haben kann:
25% bis 45% aller Frauen leiden gelegentlichen unter Harnverlust - tatsächlich betrifft das Thema jede 4. Frau und jeden 10. Mann (wobei die Dunkelziffer hier nicht unerheblich sein dürfte). Satte 75% der Frauen zwischen 45 und 85 Jahren leiden an einer Beckenbodensenkung, 12% davon mit spürbaren Symptomen. Weiters haben bis zu 20% aller Frauen Schmerzen beim Sex und 64% aller Frauen haben ein Jahr nach der Schwangerschaft sexuelle Funktionsstörungen.
Doch nicht nur für das weibliche Geschlecht ist der Beckenboden ein heißes Thema: 64% der Männer über 70, 40% der Männer über 60 sowie jeder 4. Mann über 40 und jeder 5. Mann über 30 erlebt Erektionsstörungen.

Leider ist das Thema Beckenboden immer noch ein Tabu, über das viel zu wenig gesprochen wird - dabei ist der Beckenboden unglaublich wichtig für eine hohe Lebensqualität, sowohl bei Frauen als auch bei Männern.

Mythen zum Thema Beckenboden

Nicht nur Philipp war am 15. Jänner als “Myth-Buster” unterwegs, denn auch Therese machte kurzen Prozess mit unwahren Halbweisheiten:

  • Mythos 1: “Harnverlust beim Husten, Niesen, Lachen ist normal.”
    Falsch! Diese Symptome können auf einen schwachen Beckenboden hindeuten - d.h. dass sich Betroffene nicht mit einer eingeschränkten Lebensqualität abfinden müssen und tätig werden können.

  • Mythos 2: “Den Harn beim Toilettengang zurückzuhalten ist Beckenboden-Training.”
    Falsch! Den natürlichen Vorgang beim Toilettenganz zwanghaft zu umgehen ist nicht förderlich.

  • Mythos 3: “Beckenboden-Training braucht man nur im hohen Alter.”
    Falsch! Wie man an den oben genannten Statistiken sieht sind auch jüngere Menschen von Problemen betroffen, die ein starker Beckenboden lindern oder beheben kann - gerade Inkontinenz ist in jedem Alter möglich.

  • Mythos 4: “Kürbis hilft!”
    Natürliche Mittel haben durchaus ihren Wert, aber eine Stärkung des Beckenbodens können sie nicht ersetzen.

  • Mythos 5: “Die Magnetplatte ist ein Wunderheilmittel.”
    Falsch! In Studien wurde festgestellt, dass Magnetstimulation nur wenig Resultate bei Drang-, Stress- oder gemischter Inkontinenz zeigt.

  • Mythos 6: “Menstruationsbeschwerden sind normal.”
    Falsch! Auch Regelschmerzen sollten Frauen nicht einfach so hinnehmen - denn ein gut trainierter und gut durchbluteter Beckenboden kann sich auf Krämpfe und sogar starke Blutungen auswirken.

  • Mythos 7: “Beckenboden-Training in der Schwangerschaft erschwert die Geburt.”
    Falsch! Durch den Druck des Babys wird der Beckenboden stark beansprucht, daher ist ein leichtes Beckenbodentraining in der Schwangerschaft sinnvoll. Ein gut trainierter Beckenboden ist meist auch elastischer, was Frauen während der Geburt zugute kommt.

Ein kleiner Tipp für Frauen: Beckenboden anspannen

Hast du weitere Fragen zum Thema oder brauchst du Unterstützung?

Dann wende dich direkt an Therese Fröhlich oder an das Gesundheitszentrum Fraiss!
therese.froehlich@gzm.at office@gzm.at +43 3115 40 100 www.gzm.at

Ein herzliches Dankeschön!

Wir bedanken uns herzlich bei Therese und Philipp dafür, dass sie ihre Zeit geopfert und ihre Expertise mit uns geteilt haben! Ein kostenloser Vortragsabend über relevante gesundheitliche Themen ist ein wertvoller Beitrag für eine gut informierte, aufgeklärte und gesündere Gemeinde. Doch auch bei den zahlreichen Besucher:innen des Vortragsabends möchten wir uns für ihr Kommen, ihr Interesse und ihre großzügigen freiwilligen Spenden bedanken!

Eine Kooperation mit dem Gesundheitszentrum Fraiss

GZM Fraiss